Soziologie der Kriminalität Theoretische und empirische Perspektiven

Diese Einführung analysiert Kriminalität aus soziologischer Perspektive. Als Ausgangspunkt dient ein allgemeines Modell sozialen Handelns, das die soziologische Grundfrage der Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft durch die Integration von individueller Mikro-Ebene und gesellschaftlicher Makro-Ebene aufnimmt. Es werden einzelne Theorien zu den Ursachen von und dem Umgang mit Kriminalität präsentiert. Am Beispiel ausgewählter Kriminalitätsformen (u.a. fremdenfeindlicher Gewalt, Organisierter Kriminalität und des Holocausts) werden das Mikro-Makro-Modell sowie ausgewählte Theorien empirisch angewendet. Darüber hinaus werden die Wirkungsmöglichkeiten von Prävention und sozialer Kontrolle als Formen gesellschaftlicher Reaktion auf Kriminalität diskutiert, u.a. am Beispiel der kriminalpolitischen Umsetzung der "Broken-Windows-Theorie". Anhand von Experimenten und Modellversuchen im Strafrecht (u.a. der kontrollierten Heroinabgabe und dem Anti-Aggressivitäts-Training) wird die Effektivität kriminalpolitischer Maßnahmen dargestellt. An ausgewählten Beispielen wird abschließend die komplexe Wirkungsweise öffentlicher Diskussionen um Kriminalitätshäufigkeit und Kriminalitätskontrolle diskutiert.
Inhalt


Einleitung
1. Begriffe - Akteure - Theorien
1.1 Kriminalität und abweichendes Verhalten
1.1.1 Kriminalität: Eine definitorische Annäherung
1.1.2 Kriminalität als Gegenstand unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen
1.2 Die Ermittlung von Kriminalität: Datenquellen und das Problem der Dunkelziffer
1.2.1 Hell- und Dunkelfeld
1.2.2 Amtliche Statistiken
1.2.3 Täter-Studien
1.2.4 Opfer-Studien
1.3 Akteure, Theorien und Handlungsstrukturen
1.3.1 Das Mikro-Makro-Modell sozialen Handelns
1.3.2 Die Funktion von Theorien: Erklärung, Prognose, Sozialtechnologie
2. Zu den Ursachen von Kriminalität: Soziologische Kriminalitätstheorien
2.1 Anomietheorie
2.2 Die Theorie differentieller Kontakte
2.3 Labeling-Ansatz
2.4 Ökonomische Kriminalitätstheorien
2.5 Routine-Activity-Approach
2.6 Techniken der Neutralisierung
3. Ausgewählte Kriminalitätsformen moderner Gesellschaften
3.1 Fremdenfeindliche Gewalt
3.1.1 Fremdenfeindliche Gewalt und Bevölkerungsmeinung
3.1.2 Fremdenfeindliche Gewalt und Anreize
3.2 Organisationen und Unternehmen als Täter: "Corporate Crime"
3.2.1 Kollektive und korporative Akteure als Täter
3.2.2 Determinanten von "Corporate Crimes"
3.2.3 Kontrolle und Verhinderung von "Corporate Crimes"
3.2.4 Zur Abschreckung korporativer Akteure durch Sanktionen
3.3 Organisierte Kriminalität: Schutzgelderpressung und Vertrauen
3.4 Kriegsverbrechen und Völkermord: Eine Erklärungsskizze zum Holocaust
3.4.1 Gehorsam und das Milgram-Experiment
3.4.2 Der Einfluss von Ideologien und der Holocaust
4. Gesellschaftliche Reaktionen auf Kriminalität: Prävention und soziale Kontrolle
4.1 Strategien der Kriminalprävention
4.1.1 "Situative Kriminalprävention" durch spezifische Maßnahmen
4.1.2 Kriminalitätskontrolle durch räumliche Ausgrenzung: "Gated Communities"
4.1.3 "Broken-Windows" und die "Zero Tolerance"-Strategie der New Yorker Polizei
4.1.4 "Alle gaffen, keiner hilft": Unterlassene Hilfeleistung bei Straftaten
4.2 Soziale Kontrolle, Sicherheit und ihre Kosten
4.2.1 Soziale Kontrolle und Sicherheit als Kollektivgüter
4.2.2 Heroische und inkrementelle informelle Sanktionen
4.2.3 Die Kosten externer sozialer Kontrolle und interner Sanktionen
4.3 Experimente im Strafrecht
4.3.1 Ethik und Durchführbarkeit von Experimenten im Strafrecht
4.3.2 Experimente zur Sozialtherapie, kontrollierten Heroinabgabe, Gewaltprävention und elektronischen Fessel
4.4 Die Polizei als verunsicherte Institution
4.5 Öffentlichkeit und Kriminalität: Medien, Kriminalitätsfurcht und kriminelles Handeln
Literatur