Lehrbuch der Zahnheilkunde

IV. Ol'thodontie. Einleitung. Die zahnarztliche Orthopadie oder, wie wir kurz zu sagen pflegen, die Ortho­ dontie, ohne daB der W ortsinn dieser Bezeichnung ihrem Inhalt ganz entspricht, ist derjenige Teil der Zahnheilkunde, der die Lehre von den Okklusionsanomalien des Gebisses umfaBt. Er sucht die funktionellen Storungen, die sich aus ihnen ergeben, zu beseitigen oder ihre Entstehung zu verhu.ten. Wer diesen Aufgaben des Spezialfaches gerecht werden will, muE daher in der Beurteilung anomaler Gebisse geschult sein und die Mittel beherrschen, die zu ihrer Behandlung dienen. Urn die Therapie erfolgreich und zweckmiWig durchfuhren zu konnen, reicht die Verwertung eines Zustandsbildes aber noch nicht aus, und die Kenntnis von der Wirkungsweise bestimmter Apparate niitzt nichts, wenn diese nicht an der rechten Stelle und im richtigen Zeitpunkt angewandt werden. Wer Anomalien behandeln will, muB daher auch nach ihrer Entstehung fragen. Die Kenntnis ihrer Ent­ wicklung liefert die besten Hinweise fiir den Gang der Therapie. Noch viel bedeutungsvoller aber wird die genetische Betrachtungsweise von Okklusions­ anomalien fUr den, der die Verschlimmerung einer Anomalie leichten Grades ver­ hiiten will. Wer das hOchste Ziel der Prophylaxe im Auge behiHt, kann sich aber auch hiermit noch nicht begniigen, er muE den Ursachen der Entstehung nach­ gehen und diese auszuschalten trachten.